Shenmue 1 und 2: Remaster im Test - früher war alles besser (2024)

Als der erste Shenmue-­Teil Ende 1999 in Japan und ein Jahr später in Europa sowie Nordamerika für den Sega Dreamcast erschien, wurde das damals mit 47 Millionen US-Dollar Produktionskosten teuerste Videospiel aller Zeiten mit Lob überhäuft, verkaufte sich jedoch eher schleppend. Obwohl Shenmue 1 und 2 mit einer Mischung aus Action, Adventure, Lebens-Simulations-Anleihen und einer für damalige Verhältnisse belebten offenen Welt überzeugten, griffen zu wenig Spieler zu und Sega hatte sich schwer verkalkuliert. Das Ende ist bekannt: Sega zog sich kurze Zeit später aus dem Hardware­geschäft zurück und Shenmue wurde trotz eines harten Cliffhangers nicht fortgesetzt. Erst im Jahr 2015 wurde Shenmue 3 angekündigt, musste jedoch zuvor über Kickstarter von den Fans finanziert werden. Angeblich soll der Titel im nächsten Jahr erscheinen, doch zuvor haben jüngere Spieler in Form einer Remaster-Variante nun die Chance, die beiden Klassiker nachzuholen und Fans der ersten Stunde können in Nostalgie schwelgen. Doch will man das heutzutage überhaupt noch? Der Zahn der Zeit nagt schließlich auch an einstigen Meilensteinen der Videospielgeschichte.

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Shenmue 1 & 2: Trailer zum Re-Release auf PC, PS4 und Xbox One

Schönes Flair

Die Neuauflage von Shenmue 1 und 2 präsentiert sich technisch als gelungenes Remaster. Natürlich ist die alte Dreamcast-Grafik mittlerweile ziemlich blockig und grob, doch dank einiger Kniffe besteht auch heutzutage keine Augenkrebsgefahr und man kann erahnen, wie beeindruckend die Optik im Jahr 2000 war. Das Spiel selbst läuft absolut flüssig und wird in 16:9 dargestellt, Zwischensequenzen laufen jedoch im Letterbox-Format. Bei beiden Teilen erkennt man auch recht schnell, warum die wenigen Käufer damals begeistert waren.

Die emotionale Geschichte des jungen Ryo Hazuki, der sich aufmacht, den Tod seines Vaters zu rächen und somit in ein großes mysteriöses Abenteuer stolpert, wird ruhig und angenehm erzählt. Die (semi-)offene Welt ist hübsch gestaltet, Passanten und Verkäufer brabbeln durcheinander und man kann jeden Charakter anquatschen, kleine Nebenquests erledigen oder Mini-Spiele in der Arcade zocken. Zudem ist Ryo versiert im Kampfsport und gibt bösen Buben beherzt aufs Fressbrett. Damals eine unglaubliche Mischung und auch heute klingt das noch alles recht gut. Allerdings ist das Gameplay mittlerweile so unfassbar altbacken, dass man starke Nerven braucht, um beide Teile zu beenden.
Quelle: PC GamesUm den Tod seines Vaters zu rächen, muss Hauptcharakter Ryo viele Tugenden lernen.

Hoffnungslos veraltet

Schon allein die Steuerung ist so hakelig und ungenau, dass man in den Controller beißen möchte. Ryo muss genau richtig positioniert sein, um Treppen hinunterzugehen und die Kamera dreht sich oft so unvorteilhaft, dass man gerade in Kämpfen die Übersicht verliert und dadurch sogar noch mehr danebenschlägt. Die Dialoge zwischen Ryo und anderen Figuren sind oftmals hirnzersprengend blöd und voller Logiklöcher und manche Quests laufen sogar vollkommen ins Leere. Zudem ist die seltsam blechern klingende Vertonung nicht mehr zeitgemäß und wirkt mittlerweile oft stümperhaft.

Quelle: PC GamesDank der oftmals miserablen Kamera und der hakeligen Steuerung werden Kämpfe zur Geduldsprobe.Jüngere Spieler werden außerdem damit Probleme haben, dass einem das Spiel oftmals zu wenig sagt. Das meiste muss man selbst herausfinden, indem man Leute befragt. Dies ist auch ein Makel der eigentlichen Hauptquest. Zumeist läuft man hin und her, von Laden zu Laden, von Nebenfigur zu Nebenfigur und erfährt nur, wer einem als Nächstes weiterhelfen kann. Wo sich diese Person befindet, muss man wieder erfragen, indem man hin und her läuft. Besonders nervig ist hierbei, dass einige Dinge nur zu einer gewissen Tageszeit erledigt werden können, man die Zeit aber nicht überspringen kann. So kommt es durchaus vor, dass man gute 20 Minuten warten muss, bis man endlich weiterspielen kann, da die Mini-Spiele und Ryos Training nicht lange unterhalten. Man wird sogar jeden Tag gezwungen, um 23 Uhr ins Bett zu gehen.

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Quelle: PC GamesWer nicht arbeitet, landet auf der Straße. Okay. Aber müssen die Jobs denn so unfassbar langweilig sein?Im zweiten Teil wird der Lebens-Sim-Anteil sogar noch ausgebaut, sodass man vormittags arbeiten gehen muss, um die Miete zu bezahlen. Man muss Tage im Spiel also nicht nur durchplanen, um überhaupt gewisse Missionsziele erfüllen zu können und am Ende doch wieder irgendwo vor verschlossener Tür zu stehen, sondern auch noch stinklangweilige, einen spielerisch unterfordernde Jobs wie "Kisten über Umwege von A nach B tragen", Gabelstaplerfahren oder Schriftrollen-Sortieren ausführen. Teilweise gehen die Aufgaben sogar auf Zeit - bei dieser hakeligen Steuerung! Shenmue 1 & 2 sind heututage immer noch irgendwie faszinierend, aber eben auch verdammt frustrierend.

Wertung zu Shenmue 1 and 2 (PC)

Wertung:

6/10

Wertung zu Shenmue 1 and 2 (PS4)

Wertung:

6/10

Wertung zu Shenmue 1 and 2 (XBO)

Wertung:

6/10

Pro & Contra

Schöne MusikInteressante StoryImmer noch recht atmosphärisch

Furchtbar ungenaue, hakelige SteuerungNerviges Job-SystemStändiges Hin- und HerlatschenTeils saublöde DialogeEinige Aufgaben laufen ins LeereTeils schlechte KameraHakelige KämpfeGängelei mit Zu-Bett-geh-ZeitOftmals unglaublich lange Wartezeiten, bis man endlich weiterspielen kann

Fazit

Nostalgiker baden in seligen Erinnerungen, wer den Titel nachholen möchte, wird jedoch wahrscheinlich frustriert sein.

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